Pannen und Unfallstellen sind für viele Verkehrsteilnehmer "Neuland", aber auch bei den Profis entstehen durch Routine Schwachstellen und Fehler. Hier werden Hinweise gegeben, die Schwerpunkte zur Verbesserung der Sicherheit setzen.

Welche Personengruppen sind noch beteiligt?

Die Geschädigten:

  • Viele Menschen sind sich der Gefahr des nachfolgenden und vorbeifahrenden Verkehrs an Pannen- und Unfallstellen nicht bewusst. Der Alltagsablauf wird spontan unterbrochen. Hilflosigkeit, Wut, Angst, Aggression, Schmerzen, medizinischer Notfall ... sind möglich. Sie müssen optimal unterstützt werden, damit sie nicht zusätzlich gefährdet/verletzt werden.

Die Verkehrsteilnehmer auf der Straße:

  • Oft sind Verkehrsteilnehmer abgelenkt und nehmen Personen, defekte Fahrzeuge, Hindernisse,... nicht frühzeitig wahr. Zeitnot, Frust über Verkehrsstörungen, ... können gefährliche Fahrmanöver hervorrufen. Mit Fehlverhalten ist zu rechnen. Die Eigensicherung und Absicherung muss deshalb mit den vorhandenen Mitteln bestmöglich erfolgen und während der Einsatzdauer ggf. den geänderten Bedingungen vor Ort angepasst werden.

 

Um welche Art Einsatzstelle handelt es sich?

Unfall mit oder ohne Personenschaden, Panne, Anzahl der Beteiligten, Gefahrgut, Feuer, Verkehrsdichte, Wetter, Tageszeit, Geschwindigkeit, Straßenart und Zustand,...viele Faktoren machen die Einsatzstelle einzigartig.

Die Einsatzstelle unterliegt einer Dynamik:

Bei hoher Verkehrsdichte entsteht durch Pannen- und Unfallfahrzeuge auf der Fahrspur schnell ein Stau.

 

Der Verkehrsfluss wird dadurch reduziert oder kommt zum Stillstand. An der Einsatzstelle reduziert sich dadurch die Gefahr, die von schnellen Fahrzeugen ausgeht, aber die Situation kann durch schlechte Absicherung und unübersichtliche Verkehrslage trotzdem gefährlich sein.

  • Beachten Sie den nachfolgenden Verkehr.
  • Wenn sich das Verkehrsaufkommen ändert, kann sich der Stau auflösen und hieraus neue Gefahren entstehen.

Foto: Hinter dieser Autobahnkurve steht ein Pannenfahrzeug auf der linken Spur. Der Stau hat sich aufgelöst. Ohne Vorwarnung vor der Kurve eine extrem gefährliche Situation.


Unabhängig von alle bisher genannten Punkten

die Eigensicherung durch Warnschutzkleidung und die Warnung des nachfolgenden Verkehrs hat oberste Priorität, damit Sie so sicher wie möglich helfen/arbeiten können.

 

Für alle am Einsatzort anwesenden Personen ist ein wesentlicher Beitrag zur eigenen Sicherheit die Nutzung der Warnschutzkleidung.

  • Bestehen  Sie bei allen Personen an der Einsatzstellen auf das Anziehen der vorhandenen Warnschutzkleidung /Warnwesten und
  • prüfen Sie, ob diese zu schließen sind.

Wie auf dem Foto sichtbar, ist eine offene Warnweste schnell unter den Armen verschwunden und damit fast unwirksam.

Die Wirkung fehlender Warnschutzkleidung wird in diesem Bild erkennbar.

Alte, verschmutzte oder durch die Sonne ausgebleichte Warnkleidung sollte durch neue Kleidung ersetzt werden.

Warnschutzkleidung kostet Geld, aber Ihre Gesundheit ist unbezahlbar.


Im Febr. 2020 wurde für die Autobahnpolizei NRW neue Dienstkleidung mit Signalwirkung eingeführt.

 

Bis Anfang 2024 wurde leider ausschließlich die blaue Dienstbekleidung, die eine "Tarnung" bei Einsätzen am Tag und in der Nacht (!!) bewirkt, vom Betreiber dieser Internetseite (>40.000km/Jahr- überwiegend Autobahn) auf der Autobahn gesehen.


  • Informieren Sie die Beteiligten über die sicheren Aufenthaltsorte in dem verkehrsabgewandten Bereich, wo Personen sich aufhalten sollen, damit sie nicht "planlos" und selbstgefährdend herumlaufen. 
  • Begleiten Sie die Beteiligten ggf. dorthin.

Aufenthaltsbereiche unmittelbar neben dem fließenden Verkehr beinhalten ein hohes Gefahrenpotential. Die nachfolgende Skizze zeigte 3 Gefahrenbereiche an einer Pannenstelle auf dem Seitenstreifen mit 2 Fahrzeugen:

  • Hinter dem Fahrzeug können Sie durch auffahrende Fahrzeuge verletzt werden, wenn deren Fahrzeugführer die Gefahrenstelle nicht oder zu spät erkennen. Zusätzlich könnten Sie das Warnblinklicht verdecken, wodurch Fahrzeuge  nachts dann nicht erkennbar werden.

  • An der dem Verkehr zugewandten Fahrbahnseite sind Sie einer erhöhten Gefahr ausgesetzt, weil der seitliche Abstand zu Ihrem Fahrzeug ggf. nicht ausreicht und Sie von den vorbeifahrenden Fahrzeug erfasst werden könnten.

  • Bei einem Aufenthaltsort zwischen den Fahrzeugen werden Sie bei von hinten auffahrenden Fahrzeugen zwischen den Pannen - oder Unfallfahrzeugen eingequetscht.

  • Der Innenraum eines PKW ist kein sicherer Aufenthaltsort zum Warten. Nicht nur am Stauende, auch auf dem Seitenstreifen ereignen sich immer wieder schwere und tödliche Auffahrunfälle. 

 

 

  • Lassen Sie Beteiligte nicht alleine,
  • denn manche handeln spontan und kopflos und
  • ein medizinischer Schock kann auch mit Verzögerung auftreten.

 

Foto: Der Fahrer geht an der Fahrbahnseite neben seinem LKW vorbei, während der weiße LKW links von ihm mit normaler Geschwindigkeit vorbeifährt. Das Bild entstand durch eine Fahrzeug-Video-Kamera beim Anhalten hinter dem Pannen LKW. Der Fahrer war dabei bereits auf diesem lebensgefährlichen Weg. Es waren zu diesem Zeitpunkt bereits Einsatzkräfte an der Unfallstelle. Fazit: Klare Aufenthaltsorte definieren, damit Beteiligte sich und andere nicht gefährden.

Bei Wegen am Einsatzort steht die eigene Sicherheit  leider auch nicht immer im erforderlichen Fokus. Rechts neben dem LKW wäre ausreichend "Gehweg" vorhanden gewesen.


 Warnleuchten ziehen Blicke  an:

Am rechten Fahrbahnrand steht ein Fahrzeug mit eingeschalteten Kennleuchten. Links in der Bakenreihe steht eine Person mit Warnschutzkleidung. Ohne zusätzlich mitgeführte Lampe wird diese Person von vielen Verkehrsteilnehmern nicht registriert.

Grenzen der Warnwirkung von Kennleuchten:

Die Wirkung der Fahrzeugkennleuchten ist, abhängig von der Verkehrssituation, begrenzt.

 Der Fahrer des Container-LKW kann das Blaulicht des Einsatzfahrzeuges nicht sehen.

Abhilfe:

Leuchten zur Vorwarnung in geeignetem Abstand


Das LKW-Pannendienstfahrzeug ist niedriger als der dahinter stehende LKW.

Für den nachfolgenden Verkehr sind die gelben Kennleuchten auf dem Fahrzeugdach nicht sichtbar. Es gab keine zusätzlichen Warnlampen hinter dem LKW an dieser Einsatzstelle.


Die nachfolgenden Modellbilder wurden auf der Straße angetroffen...

Zusätzliche Gefahr bei Pannen oder Unfallstelle im Bereich der Autobahnausfahrt oder Kraftfahrstraße / gut ausgebaute Strecke:

 

Das rote Pannenfahrzeug (A) steht kurz vor der Abbiegung der Ausfahrt. Das Polizeifahrzeug (B), es könnte auch bei anderen Fällen ein Pannendienst sein, steht dahinter und sichert mit den Kennleuchten ab. Der LKW (C) und das grüne Fahrzeug (D) konnten bei der Einfahrt auf den Verzögerungsstreifen der Ausfahrt nicht erkennen, dass sich hier ein Hindernis befindet.

Aufgrund der Fahrsteifenblockierung muss der  Fahrer des LKW (D) evtl. bis zum Stillstand abbremsen und dann eine Lücke im Verkehr nutzen, um das Hindernis zu umfahren. An der gestrichelten Linie bei Fahrzeug (D) wird sichtbar, dass ein Erkennen der Rundumleuchte (blau gestrichelt symbolisiert) nicht möglich ist.

 

Wenn der Fahrer des grünen PKW neben dem roten LKW auf der Verzögerungsspur steht, hat er das im Bild dargestellte Sichtfeld.

 

Am Tag bleiben Rundumleuchten von Fahrzeug (B) unsichtbar. In der Nacht wird sich an den Wänden der Fahrzeuge oder der Randbepflanzung etwas Licht "spiegeln".

Durch die Aufstellung von Leitkegeln kann der Teilbereich der Ausfahrt gesperrt und damit die Unfallgefahr  reduziert werden. In dieser Skizze ist der Straßenverlauf kurvig dargestellt, jedoch tritt auch bei geraden Straßenabschnitten dieses Problem auf.


Eingeschränkte Warnwirkung von Kennleuchten und Warnleuchten bei einer Fahrstreifensperrung
 
Beim schwarzen Container-LKW muss auf der Fahrbahnseite ein Reifen gewechselt werden. Der Reifenpannendienst steht vor diesem LKW auf dem Seitenstreifen.
 

Das Polizeifahrzeug hält auf dem Seitenstreifen und der rechte Fahrstreifen wird mit Blitzleuchten abgesperrt. Wenn die Sperrung von einem unaufmerksamen Verkehrsteilnehmer  nicht oder zu spät erkannt wird, würde dieses Fahrzeug ohne nennenswerte Blockaden in die Arbeitsstelle fahren können.

Aus Sicht nachfolgender Verkehrsteilnehmer stellt sich die Situation wie folgt dar:

 
Die Fahrstreifensperrung ist nicht optimal erkennbar und der Arbeitsbereich auf der mittleren Fahrspur ist nicht nach BGI 800 gesichert.
 
Die Sicherheit könnte in dieser Situation wesentlich erhöht werden, wenn ...
 

...das Fahrzeug vom Reifenpannendienst wie dargestellt abgestellt würde.

  • Die  Polizei sperrt hierzu die rechte Spur und der LKW kann die abgebildete Position anfahren.
  • Das Polizeifahrzeug mit der LED-Anzeigetafel auf dem Dach weist nach links.
  • Optimal wäre die Absicherung mit den vorhandenen Mitteln, wenn eine Vorwarnung durch Blitzlampen und Warnkegel in geeignetem Abstand bevor die Gefahrenstelle erreicht wird erfolgt
  • Alternativ könnte der Polizist in Warnschutzkleidung mit Handzeichen (möglichst Warnjacke und keine Warnweste, weil Jacken Ärmel in Warnfarben besitzen und die Handzeichen dadurch  besser erkennbar werden, alternativ könnte auch eine gefaltete Warnweste eingesetzt werden.

Im weiteren Verlauf finden sich dann auf der rechten Fahrspur

  • Blitzlampen zur Überleitung nach Links
  • dahinter das Polizeifahrzeug mit Richtungspfeil "links halten"
  • dahinter mit etwas Abstand das Fahrzeug vom Reifenpannendienst
  • die Arbeitsstelle

Die Gefahrenstelle aus Sicht des nachfolgenden Verkehrs: Das Blaulicht vom Polizeifahrzeug und das hohe Gelblicht vom Service-LKW sind auf dem mittleren Fahrstreifen sichtbar. 


 Taschenlampen:  Eigensicherung bei Nacht

Bei nächtlichen Einsatzstellen ist ein entscheidender Punkt zur Eigensicherung die Benutzung einer Taschenlampe.

  • Reflektierende Materialien an Warnkleidungen benötigen erst Fremdlicht, um eine Erkennbarkeit von Personen zu ermöglichen.
  • Die Leuchtweite einer qualitativ hochwertigen Taschenlampe übertrifft die Signalwirkung von Reflexmaterialien um ein Vielfaches.

Hier werden 2 Taschenlampen der Fa. LED-Lenser vorgestellt, die sich im Alltagsgebrauch bewährt haben. Es sind die Modelle P7R (1000Lumen, 3 Helligkeitsstufen) und das neuere Modell P7R Signature (2000 Lumen mehrere Helligkeitsstufen, Blinkmuster). Beide Modelle sind Akku-LED-Leuchten mit magnetischer Ladeadaptierung. Der Ladevorgang wird durch Rot/Grüne-Led angezeigt. Das Ladekabel verfügt über einen Standard-USB-Anschluss für die Stromversorgung des Ladeadapters.

P7R Signature:

 

P7R:

Der orange Kunststoffkegel ist als Zubehör unter der Bezeichnung SIGNAL CONE erhältlich. Für die Lampe P7R Signature ist er am schmaleren Ende geschlossen, bei der P7R-Variante offen.

Bei der geöffneten Variante ist ein intensiver Lichtkegel nach vorne erkennbar, was zur nonverbalen Kontaktaufnahme mit Verkehrsteilnehmern (kurzes Anleuchten) wichtig sein kann. (Der geschlossene Konus der P7R Signature könnte ggf. auch aufgebohrt oder der Verschluss abgeschnitten werden.)

Auch bei Tageslicht ist diese Lampe noch gut erkennbar.

 

Bei den Taschenlampen ist (Anfang 2023) eine Gürteltasche im Lieferumfang. Hiermit kann sie problemlos mitgeführt werden und in Kombination mit dem SIGNAL CONE als Warnleuchte handfrei am Körper getragen werden.


 
Kostengünstige Warnleuchte zur zusätzlichen Absicherung z.B. von "verstreuten" Unfallfahrzeugen an Einsatzstellen oder als Zusatzabsicherung:
 
Fa. Kraser bietet für 20€ (18.Januar 2024), bei Verlust oder Beschädigung ein überschaubarer Betrag, eine vielseitige Warnleuchte an.
 
Die Warnleuchte hat 90mm Durchmesser, 40mm Höhe und eine Masse von 132g incl. 3 AAA-Batterien. Es wurden Batterien statt Akkus verwendet. Dies hat den Vorteil, dass bei nur gelegentlichem Gebrauch die Akkupflege entfällt und Akku-Rohstoffe eingespart werden. Die kleinen, runden Magnete ermöglichen auch eine senkrechte  oder schräge Anbringung an ferromagnetische Metalle.
 
 
Im Auslieferungszustand befindet sich ein Isolationsstreifen im Batteriefach, der ein ungeplantes Einschalten verhindert. Dieser Isolationsstreifen kann auch eine Batterieentladung im Stand-By-Betrieb, d.h. wenn die Leuchte über die Schalter an der Leuchtenoberseite ausgeschaltet wurde, verhindert und sollte bei Lagerung im Fahrzeug, Transport in der Tasche eingesetzt werden, damit die Funktion sichergestellt ist.
 
 
( Beim Klick auf das Bild sehen Sie das Video hiervon)
 

Einsatzstellen sind Unikate - Kreativität kann die Lösung zu mehr Sicherheit ein

Ein paar Beispiele...

 

Hier steht ein Warndreieck auf einer geöffneten Heckklappe.

Eine zusätzliche Warnweste hängt am Klappenschloss und weht im Wind. Die Warnblinkanlage ist bei Sonnenschein durch den geringen Kontrast zum Tageslicht schlecht erkennbar, aber die geöffnete Heckklappe mit der wehenden Warnweste überragt viele PKW-Dächer.

Wird die Warnweste an den unteren Enden durchstochen und mit Kabelbindern aufgehängt,...

 

so wird die Gefahrenstelle mit dem stehenden Fahrzeug einfacher erkennbar.

 

Durch die geöffnete Heckklappe wird das Pannenfahrzeug auf dem Seitenstreifen besser erkennbar. (Die Personen im PKW sollten hinter die Leitplanke gehen).

 

Auch eine Warnblitzleuchte kann sehr flexibler eingesetzt werden:

  • Auf dem Fahrzeugdach, wenn Unfallfahrzeuge an unterschiedlichen Stellen im Verkehrsraum stehen und Einsatzfahrzeuge noch nicht in ausreichender Anzahl vor Ort sind.
  • Auf dem LKW- Dach, weil der Standort die meisten PKW, SUV und Transporter überragt und das Warnlicht (besonders nachts und bei schlechten Sichtverhältnissen) dadurch weiter wirkt.

 


Eine sehr ausführliche Information zum Absichern (mit den gesetzlich vorgeschriebenen Standardmaterialien), sowie viele Punkte, die zu

> vermeidbaren Gefahren <

an Pannen- und Unfallstellen führen können, finden sie > hier <